Hören. Erinnern. Gestalten. – Hör.Forscher!-Fachtag „Kulturelle Bildung und Erinnerung“ am 16. Mai 2024 in Berlin
Wie klingt Erinnerung? Wie klingt Zukunft? Beim Fachtag „Hören. Erinnern. Gestalten. – Kulturelle Bildung und Erinnerung“ im Rahmen des Hör.Forscher!-Programms konnten die Teilnehmenden verschiedensten Fragen zum Themenfeld Erinnerung und Zuhören nachgehen. Dass die beiden Begriffe eng miteinander verbunden sind, zeigt nicht zuletzt ihre Relevanz für den gesellschaftlichen Zusammenhalt der Gesellschaft. Während Zuhören und Hören Grundkompetenzen für ein gelingendes Miteinander sind, bilden Erinnerungen den Grundbaustein für die persönliche und kollektive Identitätsbildung. Im Feld der Kulturellen Bildung sind die Erinnerung und das Zuhören ständige Begleiter: Sei es in Theaterstücken, deren Entwicklung immer auf Erinnerungen aufbaut oder beim Musizieren und Singen.
„In dem Moment, in dem wir Musik hören, ist sie ausnahmslos ein Schatten aus der Vergangenheit“, so formulierte es Marc Sinan in seiner Key-Note im Rahmen des Fachtags. Wenn wir Töne hören, handelt es sich um eine Schallwelle, eine Erinnerung an den Auslöser des Klangs. Gleichzeitig erinnern musikalische Stücke häufig an historische Ereignisse, nehmen Bezüge auf Vergangenes oder schaffen Gruppenzugehörigkeiten. Erinnerungen können somit höchst ambivalent sein: Sie sind geprägt durch Herrschaftsstrukturen, Ausgrenzung und Macht, können aber ebenso ein Mittel gegen apokalyptische Zukunftsängste sein. Sinan forderte in seinem Impuls, diese komplexen Dichotomien auszuhalten und nach einer eigenen „Erinnerungsmusik“ zu suchen, die uns Kraft gibt, uns aber auch befähigt den Status quo aufzubrechen und Zukunft aktiv zu gestalten.
Wir haben verlernt zuzuhören. Wovon man nicht sprechen kann, darüber schweigen wir? Really? Let me rephrase also: Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man musizieren!
Marc Sinan
Dass es beim Erinnern immer auch um das Erzählen und Zuhören geht, verdeutlichten Anna Chrusciel und Sadaf Farahani vom Polyrama Museum. Dass diese beiden Fähigkeiten geübt werden müssen, durften die Teilnehmenden direkt selbst im „Erzählspiel“ ausprobieren. Begleitet wurden sie dabei von den Fragen: Wer erzählt? Wer erzählt nicht? Was braucht jeder Einzelne von uns, um Erzählen zu können?
Im Anschluss konnten die Teilnehmenden in die künstlerische Auseinandersetzung mit Erinnerung eintauchen: Christina Ertl-Shirley von Radio Anja hackte live (Hörspiel-)Archive und spielte mit Erinnerungsfetzen. Bei Janine Eisenächer weckten analog erzeugte Klänge Erinnerungen an Spielzeuge aus der Kindheit oder Urlaubssituationen. Die Relevanz der Erinnerung zeigte im Anschluss Florian Westemeyer von den QuerQuasslern. Abschließend bewegten Johanne Timm und Martyna Poznańska mit ihrer Tanzperformance zur Erinnerung an Timms Großeltern, die im Sowjetischen Speziallager Sachsenhausen untergebracht waren, das Publikum.
Das eigene Ausprobieren stand im Fokus des zweiten Teils der Veranstaltung. In Workshops mit Olaf Pyras, Martin Noweck und Anne-Kathrin Ostrop entstanden akustische Erinnerungsstücke verschiedenster Art: Seien es die Erzählungen über Menschen, an die sich die Teilnehmenden erinnerten, Klänge, die in die eigene Kindheit zurückversetzten oder die Erinnerung an diese durch das gemeinsame Singen. In den Workshops konnten die Teilnehmenden Methoden für die eigene Vermittlungspraxis zu spezifischen Aspekten von Erinnerung ausprobieren und Anreize für die eigene Arbeit mitnehmen.
Wir blicken zurück auf einen Tag voller Inspirationen, Impulsen und neuen Kontakten, der uns allen hoffentlich noch lange in Erinnerung bleiben wird.
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Impressionen
Bildnachweis: Hör.Forscher! /Peter Adamek
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